Schuhplattler gehören einfach zu Bayern. Was aber, wenn sie schwul sind? Das stellt Steffi Illinger in ihrer Fernsehreportage "Traditionsbewusst, heimatverbunden, schwul? Eine ganz normale bayerische Volkstanzgruppe?" dar, gesendet im Bayerischen Fernsehen. In Berlin ist sie dafür mit dem Felix-Rexhausen-Preis 2011 ausgezeichnet worden. Ein eindrückliches Stück Journalismus, befindet der Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen (BLSJ).
Der Felix-Rexhausen-Preis 2011 wurde heute Nachmittag auf dem 19. Lesbisch-Schwulen Straßenfest in Berlin von Gabi Decker überreicht. Er ist mit einem Preisgeld von 500 Euro dotiert. Der BLSJ vergibt den Preis seit 1998 jedes Jahr und würdigt damit ein besonderes publizistisches Engagement bei der Berichterstattung über Lesben, Schwule und Bisexuelle.
Steffi Illinger berichtet in ihrem Film "Traditionsbewusst, heimatverbunden, schwul? Eine ganz normale bayerische Volkstanzgruppe" über den nach eigenen Angaben ersten und einzigen schwulen Schuhplattler-Verein der Welt: die zünftigen Münchner Burschen der "Schwuhplattler". Das Fernsehfeature wurde am 5. Oktober 2010 in der Reihe "Vor Ort - Die Reportage" im Bayerischen Fernsehen gesendet. "Der Film ist sowohl unterhaltsam als auch informativ und er stimmt nachdenklich", lobt Arnd Riekmann namens der Jury. Fast beiläufig und ohne erhobenen Zeigefinger macht die BR-Autorin deutlich, wie schwer es ist, Vorurteile abzubauen. Denn vielerorts sei es in Bayern offensichtlich immer noch alles andere als "normal", als schwuler Schuhplattler aufzutreten.
Steffi Illingers preisgekrönter Film wird in den kommenden Tagen zweimal erneut ausgestrahlt: am 25. Juni um 22 Uhr auf Eins Extra und am 28. Juni um 21.15 Uhr im Bayerischen Fernsehen.
Über die insgesamt hohe Qualität der Berichterstattung über lesbische, schwule und bisexuelle Themen in den zurückliegenden zwölf Monaten hat sich die Jury sehr gefreut. Das zeige sich beispielhaft an den beiden anderen nominierten Beiträgen, erläutert Jury-Mitglied Arnd Riekmann.
So erzählt Cedric Rehman im Beitrag "Mein geliebter Feind - Schwules Leben in der Westbank" (Schweizer Magazin Mannschaft, Januar 2011) über eine verbotene Liebe zwischen einem Israeli und einem Palästinenser. "Die Reportage lebt von starken Bildern und dem Wechselspiel zwischen Nähe zu den Protagonisten und einer distanzierten Haltung zu dem Konflikt, der sie trennt", so die Jury des Felix-Rexhausen-Preises.
Ehrung für Sportreportage in der Berliner Zeitung
Sportjournalist Ronny Blaschke zeigt in seiner Reportage "Kurze Reise in die Freiheit" (Seite 3 der Berliner Zeitung, 5. August 2010), wie eine südafrikanische Fußballspielerin bei den Gay Games in Köln für einige Tage Diskriminierung und Gewalt gegen Lesben in ihrer Heimat hinter sich lassen kann. "Er verknüpft dies gekonnt mit historischen Beispielen der Diskriminierung von Lesben und Schwulen im Sport", sagt Arnd Riekmann, "und zeigt damit im doppelten Sinn die politische Bedeutung der Gay Games."
Der Namensgeber
Felix Rexhausen (1932 - 1992), der Namenspatron des Preises, war gemeinsam mit Gerd Ruge und Carola Stern Mitbegründer der deutschen Sektion von Amnesty International und arbeitete für den Rundfunk sowie für Zeitungen und Zeitschriften. Schon zu Zeiten, als noch der alten Paragraf 175 galt, trat Rexhausen selbstbewusst als schwuler Journalist in Erscheinung und thematisierte die Lebensumstände homosexueller Männer eindringlich.
Hintergrund
Der BLSJ ist ein deutschlandweites Netzwerk und verbindet 200 lesbische und schwule JournalistInnen. Er setzt sich seit 1997 für faire und realitätsgetreue Berichterstattung über Lesben und Schwule ein.